Herr Stückle

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Fotokopie, 2020

Als ich mich nach der Nassplatten-Fotografie mit der Herstellung von Cyanotypien beschäftigte, fand ich bei der suche nach Motiven auf meiner Festplatte ein Foto, das ich im Jahr 1999 in Weimar gemacht hatte. Es erinnerte mich an das bekannte Werk von René Magritte, La trahison des images (wörtlich: „Der Verrat der Bilder“). Auf dem Bild ist eine realistisch gemalte Pfeife zu sehen, darunter der Schriftzug „Ceci n’est pas une pipe.“ (französisch für „Dies ist keine Pfeife.“).

René Magrittes Wort-Bilder kreisen um das Verhält­nis von Bild und Spra­che. Mit der Konfrontation von Text und Bild formulierte René Magritte seine Zweifel an der Abbildbarkeit von Realität und stellte die Wahrnehmung fundamental infrage.

Wenn das Bild einer Pfeife, keine Pfeife ist, was ist dann die Fotokopie eines Bildes auf dem das Wort Fotokopie steht?

Die  Cyanotypie gibt es in meinem Shop unter blaupause.koeln in begrenzter Auflage.

Et Voilà
Affe sucht Liebe, 2020

#kälte #gedränge #blechernemusik #schlafendetiere #lichtgestalten #besinnlichkeit

Annäherung, 2020

#druck #spannung #verlauf #flexibel

Badeanstalt, 2020

#abgrennzung #gezeiten #mondbeule #pfuetze #kaltessalzwasser #kopfsprung #auftrieb #treibenlassen

Mama und Papa, 2020

#unterschiede #gutso #weiterso

Personal Jesus, 2020

#strand #meer #amerika #voraus

Heckflosse, 2020

#expedition #fehltwas

Wegducken, 2020

#blicknachunten #ichsehewaswasdunichtsiehst #oberflaeche

Arbeitsprozess

Am Anfang steht natürlich die Auswahl der Vorlage. Neben dem dargestellten Motiv kommt es auch auf Eigenschaften wie Tonwertverteilung, Gradationskurve, Kontrast und natürliche die Auflösung und Qualität des Fotos an. Um eine hohe Detailgenauigkeit zu erreichen, verwende ich Fotos, die in der Größe den fertigen Maßen der Cyanotypie entsprechend auch 300dpi aufweisen würden. Anschließend wird das Foto digital in ein Schwarzweiß-Bild umgewandelt und die Gradationskurve dem Verfahren angepasst. Da es sich bei der Cyanotypie um ein Kontaktverfahren handelt, ist es notwendig das Foto umzukehren, so dass am Ende ein schwarzweißes Negativ der ursprünglichen Vorlage steht, aus dem im nächsten Arbeitsschritt eine Folie hergestellt wird.

Man kann die Folie entweder mit einem Laserdrucker oder Tintenstrahldrucker auf Overheadfolie ausdrucken. Bessere Ergebnisse erzielt eine über CTF mit einem Laser angefertigte Folie. Die Rasterweite beträgt hierbei 70, wie sie üblicherweise bei Offsetdruck verwendet wird.

Zur Herstellung der Lösung benötigt man zum einen 20g grünes Ammoniumeisen(III)-citrat und 8g Kaliumhexacyanidoferrat(III) jeweils auf 100ml destilliertes Wasser.Beide Mischungen werden getrennt voneinander angerührt und in braunen Gläsern im Kühlschrank aufbewahrt. Jede Lösung für sich ist noch nicht lichtempfindlich, erst durch ihre Vermischung im Verhältnis 1:1 eine Lichtempfindlichkeit. Ab jetzt ist die Flüssigkeit sensibilisiert für Licht, jedoch ist die Reaktionszeit recht träge und benötigt einen hohen UV-Anteil im Licht. Trotzdem empfiehlt es sich bei der Ansetzung der Lösung und der Beschichtung des Trägermaterials mit Rotlicht zu arbeiten.

Im Prinzip kann man die Lösung auf jedes saugfähiges Material auftragen, das sich später im Wasser auswaschen lässt.

Gute Ergebnisse erzielt man mit 300g heiß gepresstem satinierten Aquarellpapier aus 100% Baumwolle der französischen Traditionsmarke ARCHES in einem geleimten Block. Verwendet man keinen geleimten Block, muss das Papier vorher, wie bei der Aquarellmalerei auch, gewässert werden und nass auf einen Untergrund gespannt werden. Macht man dies nicht, kann es passieren, dass das Papier durch die Feuchtigkeit Wellen bildet und dadurch Pfützen entstehen, was zu einer ungleichmäßigen  Verteilung der Chemikalien führt und sich am Ende auf die Qualität auswirkt. Ist das Papier mit der Flüssigkeit getränkt, lässt sich das Trocknen mit einem Fön nach ca. 15-30 Minuten beschleunigen.

Sowohl die Menge der Flüssigkeit, der Pinselduktus als auch die Einwirkdauer beeinflussen das spätere Ergebnis. Das Papier ist nun lichtempfindlich und sollte daher bis zum Belichten in einer schwarzen, lichtundurchlässigen Fotopapiertasche aufbewahrt werden.

Im nächsten Schritt wird das vorbereitete Papier Licht mit hohem UV-Anteil ausgesetzt.  Handelsübliche Glühbirnen haben einen geringen UV-Anteil und die Belichtung durch Sonnenlicht, die im Spektrum einen hohen Anteil hat, ist äußerst unflexibel und schwer zu reproduzieren. Gute Ergebnisse erzielt man mit einer OSRAM Vitalux 300. Diese wurde früher als Höhensonne verwendet. Sie passt in eine normale Glühbirnenfassung, da sie jedoch durch ihre 300 Watt sehr heiß wird, sollte man sie in eine Keramikfassung und in einen entsprechenden tauglichen Metallschirm montieren.

In einem abgedunkelten Raum wird die Lampe im Abstand von ca. 50 cm über einer schwarzen Holzplatte befestigt. Nun wird das Papier zusammen mit dem Negativ übereinander unter eine 5mm starke Glasplatte gelegt, so dass die Folie plan auf dem Papier liegt und ca. 10 bis 20 Minuten belichtet. Während der Belichtung färbt sich das Papier von einem leichten Grün in ein gräuliches Blau. An der Farbe kann man mit einiger Erfahrung erkennen, ob die Cyanotypie ausreichend belichtet ist. Natürlich hat man auch hier einen entscheidenden Einfluß auf das fertige Ergebnis. Alle Möglichkeiten, die man aus der klassischen Entwicklung von Fotoabzügen kennt wie z.B, überbelichten, abwedeln, mehrfachbelichten, maskieren etc. können auch beim Verfahren der Cyanotypie angewandt werden.

Als letzter Schritt wird nach der Belichtung die überschüssige Lösung in einer Entwicklerschale ca. 5 Minuten mit fließendem Wasser aus dem Papier gewaschen bis es keinen Grünstich mehr hat und das Wasser klar bleibt. Das Papier kann nun zum Trocknen aufgehängt werden und der Entwicklungsprozess ist abgeschlossen. Das Papier ist nun lichtunempfindlich, kann aber noch etwas nachbelichten.

Wer möchte kann die Leuchtkraft erhöhen, indem das Papier kurz in einer Wasserstoffperoxid-Wasser Mischung schwenkt wird.