Die Palindrome Otto und Anna sind nicht nur namensgebend, sondern ebenso inhaltsweisend für meine Diplomarbeit. So wie Otto und Anna vorwärts und rückwärts gelesen werden können, kann auch diese Computeranimation vom Anfang und vom Ende abgespielt werden.
Thema meiner Diplomarbeit war die Visualisierung eines Zeitraums. So verwendete ich das Thema in der Umsetzung einer Computeranimation ganz bewusst und wörtlich, unternahm den Versuch die Zeit durch den Raum zu substituieren, die Kamera wird damit zur Uhr, der Raum zur Zeit.
Durch Staffelung von Fotos entsteht der virtuelle Raum. Nach dem Prinzip der Collage verschmelzen alltägliche Eindrücke zu einem fragmentierten Augenblick, ein Augenblick von 3 Minuten. Die Protagonisten des Videos sind als Standbilder in urbane Kulissen integriert, die Kamera verfolgt sie an Stationen des Erlebten und Erlebens.
Der strukturelle Aufbau der Animation ist sowohl raumsymmetrisch, als auch ereignissymmetrisch zur Zeitachse. Diese Struktur ergibt aus einer Beschreibung von Stephen Hawking über die Teilung der Raumzeit durch ein Ereignis in dem Vergangenheit- und Zukunftskegel. Die Geschichte spielt auf der horizontalen Schnittebene durch den Vergangenheitskegel.
Startpunkt und Endpunkt der Animation waren identisch, örtlich und zeitlich im Jetzt.
Entstanden ist eine DVD, bei der die Namen der beiden Protagonisten auf dem Screen die Menübuttons sind. So kann man sich entscheiden, in welche Richtung das Video abgespielt wird.
Schon während meines Kunst – Leistungskurses begeisterte ich mich für die Collage. Sie ist sowohl eine Technik als auch ein in dieser Technik geschaffenes Kunstwerk. Hierbei wird ein neues Ganzes geschaffen, indem verschiedene Elemente auf eine Unterlage aufgeklebt werden, wovon sich auch die Bezeichnung ableitet, vom Französischen coller – kleben oder leimen.
Ich setzte mich intensiv mit dem Bauhaus Künstler Kurt Schwitters und der Collagekünstlerin Hannah Höch auseinander.
Im Rahmen einer Ausstellung an der ich mit der Videoinstallation teil, welche im Rahmen eins Semesterprojektes mit Kommilitonen an der HS Augsburg entstanden war, sah ich zum ersten Mal Fotografien des Pioniers der Bewegungsdarstellung, dem in England geborenen, kalifornischen Fotografen Eadweard Muybridge (1830-1904). Seine Momentaufnahmen zeigen Menschen und Tiere in verschiedenen Bewegungsphasen, aufgeschlüsselt innerhalb verschiedener Zeitintervalle.
Für mich war MTV Ende der 90er und Anfang der 0er Jahre unersetzbar. Besonders beeinflusst hat mich der Filmemacher Michel Gondry. Sein Markenzeichen bei Musikvideos war die spielerische, aber dennoch präzise Synchronisation von Bewegungsabläufen im Video mit musikalischen Elementen. Die Videos The Hardest Button to Button von den White Stripes, oder Star Guitar von den Chemical Brothers sind nur einige herausragende Beispiele dafür. Besonders interessant fand ich das Video von Kylie Minogue – Come Into My World, denn hier thematisierte Gondry das Thema Zeit und Raum.
